Segelfieber

        

   

unser erstes Segelboot

 

  

unsere Chica am Starnberger See

Vor 10 Jahren entdeckten wir unsere große Liebe zum Wasser.  Mit einem alten Metzler Schlauchboot auf dem Bayerischen Ammersee nahm alles seinen Anfang. Sehr schnell waren uns die Vorzüge bewusst, die das Verlassen der lauten Badestrände mit sich brachten. Ruhe und Erholung ist auf dem Wasser leichter zu finden als zwischen plärrenden Kofferradios auf überfüllten Stränden.

Die Ruderei wurde aber sehr schnell eintönig und immer häufiger blickten wir den Segelbooten nach, die nur von Windeskraft getrieben über den See glitten. 

Es dauerte auch nicht mehr lange und wir waren selbst stolze Eigner eines segelnden Untersatzes. Es war ein aufblasbarer Katamaran, auf dem wir den Starnberger See auf und ab segelten. Wir waren begeistert und hatten eine Menge Spaß mit diesem Gefährt. Aber das Zusammenbauen und vor allem das Zerlegen am Abend war allerdings recht anstrengend und der Verkauf des KAT 416 ist uns nach einiger Zeit nicht mehr allzu schwer gefallen.

Doch Segeln wollten wir weiterhin. Ein Charterurlaub auf der Müritz mit einer Feeling 226 war einer unserer schönsten Urlaube. Unser Entschluss stand fest. Ein richtiges Segelboot muss nun her.

Es folgte eine Zeit von Messebesuchen und Besichtigungen von Gebrauchtbooten. Irgendwie war aber nichts dabei, dass uns gefiel oder zu unserem Einkommen passte. Auf dieser langen Suche lernten wir den Bootskonstrukteur, Herrn Pfleger, kennen. Herr Pfleger konstruierte uns ein Boot, genau nach unseren Wünschen. Dieses Boot sollte komplett im Selbstbau entstehen.

Ab hier änderte sich unser Leben grundliegend. Statt des üblichen Badeurlaubs verbrachten wir die „schönsten Wochen des Jahres“ auf unserem Bauplatz mit sägen, schleifen und lackieren. Allein mit dem verbrauchten Schleifpapier könnte man bestimmt eine ganze Wohnung tapezieren. Es gingen drei Jahre ins Land, bis unsere Chica fertig war. Ein Boot komplett selbst zu bauen war für mich eine gänzlich neue Erfahrung. Meiner Meinung nach reicht es aber, diese Erfahrung im Leben einmal zu machen! An dieser Stelle möchte ich meiner Freundin danken, die in dieser Zeit einiges an Entbehrungen hingenommen hat und mich oft wieder aufrichtete, wenn ich den einen oder anderen Durchhänger hatte.

Begleitend zum Bootsbau wuchs aus der freundschaftlichen Beziehung zu unserem Bootskonstrukteur ein 5-jähriges Arbeitsverhältnis. Unser Leben bestand nur noch aus Booten. In unserem „Fieber“ hat uns dies alles aber nie den Spaß am Segeln verdorben.

Auf unsere Chica sind wir sehr stolz und haben am Starnberger See schon viele schöne Stunden verbracht. Bis spät in den Herbst dauert bei uns die Segelsaison. Manchmal ist es schon ziemlich kalt, aber gerade zu dieser Jahreszeit hat es oft den „schönsten“ Wind des ganzen Jahres. Auf 5,60 Metern Länge lassen sich ein WC, eine Pantry, fließendes Wasser mit Abwassertank und zwei bequeme Kojen unterbringen. Auf und unter Deck kommt das Gefühl auf, auf einer richtigen kleinen Yacht zu sein. Bei dieser Bootsgröße lässt sich allerdings keine echte Stehhöhe verwirklichen ohne das optische Bild zu verunstalten.

Nach vier Jahren in leicht gebückter Haltung sind wir zu der Meinung gekommen, dass Boote von 10 Metern oder mehr Länge auch etwas für sich haben.

So nach und nach kommt uns unser geliebter Starnberger See irgendwie immer kleiner vor. Was wir vermissen ist einfach ein Blick zum Horizont ohne Land zu sehen. Im Sommer 2000 war ich  auf einem Ostseetörn auf einer 38 Fuß X-Yacht. Ein schönes und sportlich zu segelndes Boot. Es war ein typischer nordischer Sommer! Dennoch war ich von diesem Törn begeistert und ein neuer Gedanke setzte sich in meinem Kopf fest: „Es wird Zeit anzufangen die Meere zu erkunden“.

Für den Sommer 2001 haben wir bereits eine Bavaria 31 gechartert. Für meine Freundin wird dies der erste Törn auf dem Meer. Die Ostsee ist für den Anfang genau das richtige Revier. Baden und Sonnen ist für uns nicht ganz so wichtig. Wir brauchen Wind zum Segeln. Und Wind ist an der Ostsee fast immer da. Wenn es mal etwas heftiger weht hat man in diesem Revier nie weit um Schutz in einem Hafen zu finden. Also genau die richtige Gegend für den Umstieg vom Süßwasser zum Salzwasser . So sehr wir uns  auf diesen Urlaub freuen, so sehr habe ich aber auch die Befürchtung, das unser „Segelfieber“ wieder  voll ausbricht. Über die Anschaffung eines 10 oder 12 Meter Segelbootes mache ich mir heute noch keine Gedanken. Ich bin mir aber sicher, dass spätestens nach diesem Urlaub wieder irgend eine größere Veränderung in unser Leben eintreten wird.

Der Segelsport ist für uns die schönste Art um die Freizeit zu genießen. Ein Tag segeln ist für uns wie eine Woche Urlaub. Wir konnten schon immer alle Alltagssorgen am Ufer zurücklassen. Es ist einfach ein wunderbares Gefühl.

Auf dem Wasser übernimmt man eine große Verantwortung für sich und alle anderen Wassersportler. Es war für uns in all den Jahren ein ständiges lernen. Da sind dann natürlich der Reihe nach auch alle notwendigen Scheine gemacht worden. Segler A, SBF-Binnen, SBF-See, Pyroschein, SKS und UKW-Sprechfunkzeugnis. Ja, es ist schon erstaunlich, was so alles an Papieren verlangt wird ! Das es für die Bedienung eines GPS-Empfängers noch keinen Schein gibt wurde wahrscheinlich einfach übersehen. Na, was nicht ist ....!

Unser größter Traum ist einmal um die ganze Welt zu segeln, die Tropen und auch das ewige Eis zu erkunden.  Wir werden auf jeden Fall versuchen uns unseren Traum zu erfüllen.

Die Chica-Crew, Elfi und Peter